125 Jahre Mariensäule auf dem Marienplatz

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Der Platz südlich vor der Marienkirche diente seit 1647 offiziell den Patres des Klosters als Begräbnisstätte (Marienfriedhof). Er war von einer Mauer umgeben. Nach der Vertreibung der Franziskaner im preußischen Kulturkampf wurden 1875 die Gebeine der heimgegangenen Mönche zum kirchlichen alten Friedhof vor dem Gütersloher Tor, 1905 von dort zur letzten Ruhe im Klostergarten übertragen.

Nach dem Abbruch der Umfassungsmauern des Franziskaner-Friedhofs vor der Paterskirche im Jahre 1878 entsteht hier 15 Jahre später eine Gartenanlage mit neugepflanzten Bäumen. Diese wird von den 1887 heimgekehrten Patres als Vorgarten der Kirche gepflegt.

Vor Errichtung der Mariensäule im Jahr 1899 traten die Eigentümer des Interessenten – Brunnens ihre Rechte am Brunnen ab, der dann abgerissen wurde. Es war ein 1613 von Anliegern finanzierter Brunnen auf dem damaligen Liebfrauenmarkt, neben dem städtischen Schandpfahl. Die Rechte und Pflichten der Gründeranlieger vererbten sich in der jeweiligen Familie bzw. Rechtsnachfolgern.

Der Wiedenbrücker Kunstmaler Georg Goldkuhle (1849–1900), Vater eines Franziskaners, entschließt sich, für den Vorgarten der Marienkirche ein Kunstwerk zu stiften und beauftragt damit einen Kollegen der Wiedenbrücker Schule: Die 1899 von Anton Mormann (1851–1940, Mönchstr. 13) geschaffene Mariensäule wird auf Maria Empfängnis (8. Dezember) benediziert. Sie trägt Symbol-Darstellungen aus der Lauretanischen Litanei und eine Stiftertafel. Das Standbild der Muttergottes, die auf eine Mondsichel tritt (= Immaculata = unbefleckte Empfängnis), ist auf einer Säule aufgestellt. Diese wird in den dreißiger Jahren einige Meter zurück mitten in die Anlage versetzt.

1954 steht als Jahreszahl an dem schmiedeeisernen Pförtchen auf dem Marienplatz an der Kirchseite, das Pater Walther Tecklenborg OFM (1876–1965) aus Wiedenbrück entworfen hat. Es wurde sicherlich in einer der Wiedenbrücker Kunstschlossereien wie Strathewerd oder Brockamp gefertigt zum 155-jährigen Jahrestag der Errichtung des Denkmals. Die komplette, an Maria gerichtete Inschrift lautet: REGINA PACIS ORA PRO NOBIS, 1954 = Königin des Friedens, bitte für uns, 1954.

Die Mariensäule steht heute unter Denkmalschutz, ebenso die Kirchhoflaternen auf dem Liebfrauenmarkt.
Am und auf dem ehemaligen Liebfrauenmarkt bzw. Liebfrauen- und Patersfriedhof bzw. Marienplatz befindet sich heute der Biergarten des Lokals „Patersbogen“.

(Sigrid Theen, Heimatverein Wiedenbrück-Reckenberg, 2024)