Wozu Eigentümerwechsel nicht alleine gut sind: Beim Haus Lange Str. 27 tat sich ja lange nichts. Seit Juli 2012 wird nun saniert und die Bauforschung die mit in das Boot geholt wurde, hat erstaunliches zu Tage gefördert.
Genauer so was unwahrscheinliches, dass selbst die Fachleute vom LWL Frau Dr. Barbara Pankoke und ihr Kollege Peter Barthold sowie der Seitens der Stadt Rheda-Wiedenbrück zugezogene Bauforscher Laurenz Sandmann gestaunt haben.
Die Bauformen im Inneren des Hauses auf der Seite zum Haus Tecklenburg sind so einmalig, dass es in Westfalen gar nichts vergleichbares gibt. Die verputzten mittelalterlichen Häuser in Quedlinburg, die nebenbei als die ältesten ganz Deutschlands gelten haben solche Formen.
Gemeint sind vier nachgewiesene Bohlenkammern, die vielleicht sogar beheizbar waren die die nur das Ständerwerk vertikal zeigte und die Querzüge innenliegend durch Lehm verputzt hatten. Diese Bauform ist bisher max. bis ins Hessische bekannt gewesen und nicht weiter nördlich. Somit muß sich auch die europäische Bauforschung in diesem Punkt korrigieren.
Das Haus in seinem jetzt durch Dendrochronologie nachgewiesenen Gerüst im Kern viele Teile von 1417 ist somit nicht nur das älteste Haus Wiedenbrücks, es ist auch im westfälischen Raum das Zweitälteste. Das Haus ist bei seiner Erbauung bis zum großen Umbau 1602 und 1616, beide Daten sind von außen auf dem Torbogen gut zu lesen auch deutlich größer gewesen. Warum es diese kleinen Räume hatte und welche Funktion in dem Haus ausgeübt wurde ist bisher unbekannt.
Die Bauforschung wird jetzt durch das Archivstudium und die Archäologie erweitert, damit vielleicht auch die anderen Fragezeichen die dieses besondere Baudenkmal nun aufzeigt gelöst werden können.
Das Eigentümerehepaar Kaiser, ist jedenfalls ganz begeistert von dem sensationellen Fund und freut sich auf die weiteren Erkenntnis in Sachen „Lange Str. 27 in Wiedenbrück“
Hier ein paar Impressionen von der öffentlichen Vorstellung der Erkenntnisse.