Birkenscheibe erinnert an Johann Bernhard Plöger

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Die Glockeredakteurin Doris Pieper besuchte in den vergangenen Tagen Gertrud Krane aus Wiedenbrück. Sie ist im Besitz eines kleinen aber durch seine Geschichte spektakulären Zeugnisses der Wiedenbrücker Schule. Einer bemalten Birkenbaumscheibe. Geschaffen vom dem Maler Johann Bernhard Plöger (1887-1916).
Hier ist der Bericht in groben Zügen wieder gegeben.
Die Glocke, Rheda-Wiedenbrück (dop) – Es ist nicht spektakulär, sondern eher unscheinbar. Es ist kein großes Gemälde auf Leinwand, sondern gedeckte Malerei auf einer kleinen, glatten Baumscheibe. Aber es ist ein Bild mit Geschichte, die sich am Montag, 23. Juli, zum 96. Mal jährt.

„So lange ich mich zurück erinnern kann, hat dieses Bild schon zum Hausinventar gehört“, sagt Gertrud Krane, Schwiegertochter von Heinrich Krane (1886 bis 1963), Maler der Wiedenbrücker Schule. „Ihm war dieses Grabszenarium zeitlebens sehr wichtig. Das hat man immer spüren und sehen können.“ Aus gutem Grund. Denn das Bild stammt von Kranes Freund, dem Kunstmaler Johann Bernhard Plöger.

1916: Der 29-jährige Plöger hat sich zwei Jahre zuvor freiwillig als Soldat gemeldet. Mit seiner Einheit sitzt er in Frankreich im Argonner Wald, der das wellige Becken der Champagne von Lothringen trennt, fest. Er blickt dort auf einen kleinen Tannenhain am Bach, auf zerschossene Birken und mehrere Grabhügel auf einer grünen Wiese. Plöger hat seine Ölfarben dabei und malt auf den Schrägschnitt eines Birkenstamms, was er sieht. Im Vordergrund legt er mit dem Pinsel ein einzelnes Grab unter einer mächtigen Eiche an – mit Kreuz, Helm und einer noch nicht beschriebenen Tafel.

Dieses Baumbild schickt er – „in der Hoffnung auf baldigen Frieden“ an Heinrich Krane. Versehen ist das Päckchen mit der ahnungsvollen Bitte, der Freund möge doch den Namen Johann Bernhard Plöger dort auf der unbeschrifteten Tafel eintragen, falls „auch ihm das Verhängnis beschieden sein“ sollte. Ende Juli kommt die Nachricht, dass Plöger am 23. des Monats im Feldlazarett an Typhus gestorben sei.

Bildquelle: Privat: Gesamtansicht der Baumscheibe aus dem Jahr 1916

Bildquelle: Privat, Detail Baumscheibe